Schweden 2015 Teil-4

31.05. - 05.06.: Loftahammar, Camping Tättö Havsbad


Sonntag, 31.05.

Nach unserem schönen Stellplatz mit Meerblick machen wir uns auf den Weg Richtung Loftahammar und schauen uns zuerst mal den Campingplatz Bjursunds an. Sind nur ca. 50km und die Fahrt ist auch komplett entspannt und reibungslos.

Der Campingplatz entspricht eigentlich unseren Erwartungen.

Klein, schön gelegen und idyllisch angelegt, direkter Zugang zum Meer und keine Touristen (ausser uns :-) ). Leider ist er so abseits gelegen, dass selbst mit Rädern kein Ort in der Nähe angefahren werden könnte.

Also wieder weiter.  Nach 12km erreichen wir den Campinplatz Tättö und sind auf Anhieb begeistert!

Der Platz ist zwar um einiges größer als Bjursunds, aber sehr schön angelegt und überhaupt nicht überlaufen - zumindest zu dieser Jahreszeit nicht. Zudem ist der Platz fast rundherum von Wasser umgeben. Einmal grenzt er an einen natürlichen Hafen und auf der anderen Seite umrahmt ihn die Ostsee.

Platz Nr. 64 gefällt uns, da auf einer kleinen Anhöhe und somit toller Überblick und auch noch mutterseelenallein!

Der Aufbau ist routinemäßig schnell erledigt und auch die Kajaks werden sofort abgeladen. Einzig das Wetter ist immer noch sehr windig und auch zu kalt für unsere Erwartungen - aber es soll ja besser werden...


Das Wasser rund um den Platz ist zu verführerisch, als das ich nicht gleich noch eine kleine Erkundungstour mit dem Kajak machen müsste. Gegen 18.00 Uhr packe ich also mein Seekajak, der Weg zum Einstieg ist kurz und schon sitze ich frohgemut bereit zur ersten Ausfahrt im Boot. Zuerst im wingeschützten Bereich vom Hafen, dann durch die natürliche Hafeneinfahrt raus in den Schärenbereich.

Wie üblich wird natürlich zuerst die GPS-Position von der Hafeneinfahrt ab. Eine Seekarte ist natürlich auch an Bord, da das Schärengebiet doch recht schnell unübersichtlich werden kann. Zumindest für mich als Anfänger in diesem Bereich.

Wie schnell das dann gehen kann, mit der Desorientierung, sollte ich später noch am eigenen Leib erfahren!

 

Aber jetzt erst mal die erste Erkundungstour und die ersten Erfahrungen in den schwedischen  Schären sammeln. Es ist einfach eine unglaublich schöne Natur, die typisch abgeschliffenen Felsen, die sich wie glatt geschmirgelte Schildkrötenpanzer aus dem Wasser erheben. Viele kleine Inseln, oft mit den typischen kleinen, roten Häuschen versehen lassen das bekannte schwedische Bild entstehen.

 

Nach 1,5 Stunden kehre ich zurück. Inzwischen hat der Wind aufgefrischt und bläst mit in der Hafeneinfahrt stark entgegen, vermischt mit leicht kabbeligen Wellen, so dass ich konzentriert und mit Kraft am "Stock" ziehen muss.

 

Darf man als Einsteiger in diesem Segment nicht unterschätzen, wie schnell sich das Wetter und somit auch die Wasserverhältnisse ändern können. Noch dazu, wenn man alleine unterwegs ist und die Eskimorolle ja auch nocht nicht beherrscht wird. Deshalb versuche ich doch eher am rettenden Uferbereich zu bleiben.

 

Nach diesem ersten Ausflug gibt es Abendessen und die üblichen entspannenden Beschäftigungen. Es wird ja erst gegen 23.00 Uhr einigermaßen dunkel. Dadurch bleiben wir länger auf als sonst - imacht nix, ist ja Urlaub!

 

Und wir freuen uns auf morgen!

 

 

Montag 01.06.

Wieder mal ein Tag zum Vergessen! Wetter immer noch stark windig, aber immerhin leicht sonnig bei ca. 15 Grad.

Zur Erinnerung: Zuhause in Deutschland schwitzen sie bei weit über 30 Grad!!


Einzige Betätigung heute ist das Radeln ins nahe gelegene Loftahammar um es mal zu erkunden. Immerhin hats ja einen kleinen Hafen, einen kleinen Supermarkt und was wir später feststellen ein super idyllisches kleines Restaurant!


Zumindest können wir unseren neuen Grill mal in Betrieb nehmen und ich kann doch glatt mein 2. Dosenbier aufmachen! Hab ja eine komplette Kiste mit 24 Dosen dabei - wollt ja sparen, da der Alkohol in Schweden so teuer ist. Aber da hätt ich besser Rotwein mitgenommen und Glühwein draus gemacht....


Bei unserer Ankunft am Campingplatz haben wir auch ein Paddlerpaar im 2er Kajak gesehen, die gerade raus Richtung Schären gepaddelt sind. Diese sind heute wieder zurückgekommen und berichten uns, dass sie ihre Tour abgebrochen haben, da es einfach wettertechnisch zu schlechte Bedingungen hatte und auch die Vorhersage mit Windgeschwindigkeiten von über  70 km/h nicht wirklich gut war.


Na, das baut uns aber dann mal wirklich auf :-(


Dienstag 02.06.

Wieder mal kleine Radltour nach Loftahammar, diesesmal mit Einkauf im Supermarkt und zuvor noch quer durch die Pampa geradelt zu den Windrädern. Gut dass wir die Mountainbikes dabei haben, damit ist es kein Problem über die Wanderpfade quer durch die Wälder zu radeln.

Die Windräder sind dann nicht wirklich atemberaubend da es auch keine Möglichkeit gibt, sie zu betreten. Also ziehen wir schnell wieder ab und genießen lieber in dem kleinen Cafe mit Restaurant einen herrlichen Capuccino und die köstlichen Zimtschnecken (Kanelbullar).

Aber eigentlich sind das alles nur Ersatzbeschäftigungen. Den ersten Schwedenurlaub hatten wir uns schon anders vorgestellt.


Mittwoch 03.06.

Es wird einfach nicht besser, eher schlechter. Ständig checken wir den Wetterbericht, es soll ja besser werden, aber es verschiebt sich immer wieder nach hinten. Es ist schlichtweg zum Kotzen!

Den ganzen Tag gammeln wir im Womo herum, schlagen die Zeit tot mit Lesen, Skibbo spielen und Sudoku. Es reicht grad mal zu einer Campingplatzrunde zu Fuß. Hier wird gleich mal klar, dass der Wind nicht zu verachten ist.

Einem schwedischen Camper hat es das komplette Vorzelt über den Wohnwagen gehoben. Mißmutig stapft er auf dem Wohnwagendach herum und versucht das verbogene Gestänge samt Zeltmaterial wieder zurück zu ziehen.

Meine Hilfe lehnt er freundlich ab, hat ja schließlich seine Frau/Freundin mit dabei :-)


Einen kleinen Lichtblick gibt es dann doch noch - im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Sonne erscheint doch noch und geht in schöner Abendstimmung unter - Zeit den Fotoapparat raus zu holen!


Impressionen der ersten Tage mit etwas Sonnenschein hier:

Donnerstag 04.06.

Aaaahh - die Sonne geht auf! Und kaum Wind!

Yuppieh!

Wir genießen den noch kühlen Vormittag, testen Mittags das kleine Restaurant am Platz mit Pizza und Softeis. Aber dann am Nachmittag juckt es mich in den Fingern:

Also raus mit dem Kajak. Monika ist es aber dann doch a bisserl zu wellig.

Also ziehe ich wieder alleine los. Zuerst Richtung Süden, vorbei an den kleinen Inseln und möglichst auf der Leeseite. Es bläst dann doch ganz schön als ich Richtung Westen abbiege und aus dem Windschatten der letzten Insel herauskomme.

Ich muss also kräftig durchziehen und kann dadurch nicht ständig auf die Seekarte sehen.

Es ist einfach nur herrlich hier. Windstille Buchten, dann wieder kabbelige Wellen - es fordert mich heraus, auch wenn Profis vermutlich über meine Miniwellen nur müde lächeln würden.

 Weiter im gefühlten Zickzack-Kurs lande ich an einer stillen Bucht kurz an für eine kleine Pinkelpause und um eine Kleinigkeit zu Essen.

Bevor ich dann wieder starte, checke ich kurz am GPS (Etrex H) ob meine Orientierung noch passt und starre dann ungläubig auf die Richtungsanzeige des kleinen Navis.

Ich habe das Routing zu meinem Ausgangspunkt aktiviert und dieses zeigt nun eine um 90 Grad andere Richtung an, als ich gedacht hatte.

Mist! Soinnt das Navi? Hat sich der Wegepunkt verändert, den ich ja selber abgespeichert hatte?

Ich versuche mich auf der Karte zu orientieren, aber durch die vielen Zickzacks und zu wenig Kontrollblicke habe ich schlichtweg die Orientierung verloren - ein brutaler Anfängerfehler!!


Inzwischen sitze ich wieder im Kajak und paddle mal los, in der Hoffnung irgendwas wieder zu erkennen vom ersten Ausflug.

Aber da ist nix. Und vom Wasser aus sieht man ja die Umriße der Inseln nicht und kann diese mit der Karte nicht vergleichen.


Leichte Unruhe kommt auf. Ich bin ja nicht allzu weit weg. Aber man ist schnell in die falsche Richtung gepaddelt und entfernt sich dann immer weiter statt näher zu kommen.


Hirn einschalten - rede ich mir selber zu. Und dann fällt mir ein, dass ja sogar die Sonne scheint. Ich erinnere mich, die Sonne ja links von mir gehabt zu haben - also Richtung Nordwesten gepaddelt. Richtig wäre jetzt aber Nordosten! Bedeutet: Das GPS hat recht! Leichte Beruhigung. Aber in den Schären gibt es viele Inseln und es nicht zu erkennen, wie lang diese sind bzw. wo es ein Durchkommen hat oder sich dann doch nur eine Bucht auftut, die dann wieder zurückgepaddelt werden muss.


Mein Glück ist, dass es Luftlinie nur noch ein paar km sind - mein Navi hat ja keine Kartendarstellung! Also frohen Mutes weiter gepaddelt.

Und siehe da, nach einer Weile taucht dann doch ein mir bekanntes Objekt auf. Ein Schwimmbagger, den ich bei der ersten Paddeltour am Umkehrpunkt gesehen hatte.

Jetzt kenne ich mich wieder aus und genieße das kleine Abenteuer mit der Erkenntnis, ab jetzt die Karte viel öfter zu kontrollieren!



Monika hat sich in der Zwischenzeit mit weitaus nützlicheren Dingen wie Abwasch beschäftig und Konversation mit einer älteren Schwedin betrieben - a bisserl Englisch, a bisserl Deutsch und viele Hände :-)


Beim Abendessen können wir doch glatt mal draußen sitzen - siehe Bilder oben.


Endlich so ein Tag, wie wir ihn uns immer vorgestellt hatten!


Freitag 05.06.

Na, geht doch! Heute wieder ein schöner Tag! Und kein Wind.

Also ideales Paddlerwetter, auch für die Göttergattin! Schließlich will sie ja auch die Schären erleben.


Gegen 11.00 Uhr sind wir auf dem Wasser, rechts herum in sicherer Ufernähe, damit sich Monika sicher fühlt. Heute habe ich dann auch die Muße und Zeit zu fotografieren, was ja bei stärkerem Wind wie gestern nicht soo einfach ist.

Am Rückweg bemerken wir dann, dass das  Wochenende naht. Es herrscht reger Bootsverkehr im Hafen, in beiden Richtungen.


Es ist immer wieder interessant, mit welchem Equipment wir Camper doch unterwegs sind.

OK, auch wir gehören zu denen, die viel Ausrüstung mit dabei haben. In Schweden 2 Kajaks auf dem Dach und 2 Räder in der Heckgarage.

In anderen Urlauben ist dann evtl. auch noch die Vespa mit dabei.

Hier am Campingplatz haben wir ein deutsches Pärchen kennen gelernt, die ein nach eigenen Wünschen gebautes Womo hatten und dann rollten sie aus der Heckgarage ein Quad - auch nicht schlecht :-)


Wir radeln am Nachmittag noch einmal nach Loftahammar zu dem netten Kaffee und genießen unseren letzten Capuccino in Loftahammar. Morgen gehts ja schon wieder weiter Richtung Göteborg.


Kaum ist es schönes Wetter, schon neigt sich der Urlaub dem Ende.

Immerhin können wir abends bei Sonnenschein draußen essen und den Sonnenuntergang bei Wein und Whisky genießen.

Perfekte Abendstimmung!


Dann schon mal langsam Boote aufladen, Räder rein, damit wir morgen wie gewohnt schnell durchstarten können.


Irgendwie sind wir schon traurig, diesen - zumindest in dieser Jahreszeit - idyllischen Platz zu verlassen.


Aber irgendwie müssen wir ja auch wieder die vielen KM zurückfahren, Göteborg will noch touristisch erobert werden und dann noch die Rückfahrt mit der Fähre von Göteborg nach Kiel.

Naja, und dann müssen wir ja noch quer durch Deutschland. Aber noch haben wir ja ein paar Tage! Und die genießen wir.


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